Ein eigenes Backbuch zu veröffentlichen ist der Traum vieler Foodblogger, Foodfotografen oder leidenschaftlicher Bäcker. Aber wie läuft so eine Backbuch-Veröffentlichung – von der Idee bis zum gedruckten Buch – denn tatsächlich in der Realität ab? Welche Schritte gibt es zu beachten? Und was ist ein realistischer Zeitplan?
In diesem Beitrag teile ich meine ganz persönlichen Erfahrungen zu meinem ersten eigenen Backbuch – »Das inoffizielle Ghibli Backbuch« – mit dir, das ich 2025 zusammen mit dem EMF-Verlag umgesetzt habe.

Warum erst jetzt ein eigenes Backbuch?
First thing first: Wieso arbeite ich seit über 10 Jahren als Foodfotografin und Bloggerin und bringe erst 2025 mein erstes eigenes Backbuch heraus? Klar konntest du meine Arbeiten auch schon davor in Magazinen, Büchern und Co. finden, aber eben nie als Autorin meines eigenen Backbuchs.
Real Talk: Ein Backbuch mit 50+ Rezepten umzusetzen bedeutet in der Praxis mehrere Monate Vollzeit-Arbeit. Dafür ist die finanzielle Entlohnung leider in den meisten Fällen nicht besonders hoch. Ein Backbuch veröffentlichen oder auch Kochbuch herausbringen bleibt für die meisten Autorinnen also häufig mehr Prestige als finanzieller Hauptgewinn. Im Klartext: Man wird von einem Backbuch nicht reich.
Warum dann aber trotzdem ein Backbuch schreiben und warum ausgerechnet jetzt?
Ich habe immer gesagt, dass ich kein Backbuch machen möchte, nur um ein Backbuch gemacht zu haben. Es muss ein absolutes Herzensprojekt sein, ansonsten würde ich meine Finger davon lassen. Denn auch ohne Buchprojekte ist mein Kalender mit Auftragsarbeiten, der Produktion meines Food Fotografie Online Kurses, Workshops und und und gut gefüllt.
Dadurch dass ich aber eben auch immer schon Fotos für andere Autorinnen und Unternehmen umgesetzt habe, stand ich auch in Kontakt mit verschiedenen Verlagen wie dem EMF Verlag. Das heißt, ich musste nicht erst einen Verlag finden, der meine Idee mit mir umsetzen wollte. Die Idee flatterte nämlich eines schönen morgens von ganz alleine in mein Postfach. Eine E-Mail mit der Anfrage ein »Studio Ghibli Backbuch« umzusetzen – 2 Wochen nachdem ich meinen Flug nach Japan gebucht und den Ausflug in den Ghibli Park und das Ghibli Museum geplant hatte – brachte mein Herz zum Hüpfen.
Schicksal, Zufall, glückliche Umstände – jedenfalls strahlte ich wie ein Honigkuchenpferd und die Vorfreude auf das Projekt stieg ins Unermessliche.

Ein Backbuch veröffentlichen – Wo anfangen?
Das Thema stand also fest: Ein Backbuch zu den Meisterwerken des japanischen Animationsstudios Studio Ghibli. Aber wie geht es von hier aus weiter? Wie lange dauert die Produktion? Wie viel Zeit muss man für ein Backbuch und die einzelnen Bestandteile wie Recherche, Rezeptentwicklung, Foodfotografie, Texte schreiben etc. einplanen?
Für eine realistische Beantwortung genau dieser Fragen habe ich dir hier meinen 1:1 Zeitplan – von der ersten Idee bis zum Erscheinungstermin des gedruckten Buches in den Buchhandlungen – aufgeführt.
Hast du noch weitere Fragen zum Thema Backbuch veröffentlichen oder Backbuch schreiben? Dann hinterlasse mir gerne einen Kommentar am Ende dieses Beitrags.
Backbuch schreiben – Mein detaillierter Zeitplan
Für die Umsetzung meines Backbuchs – von der ersten Anfrage des Verlages bis zur Veröffentlichung dauerte es 7 Monate. Genauer gesagt exakt 231 Tage. Davon blieben allerdings nur 9 Wochen für die tatsächliche Umsetzung und das Fotografieren der 50+ enthaltenen Rezepte. Wofür der Rest der Zeit eingeplant war und wie ich die Umsetzung aufgeteilt habe, ohne dabei im Stress zu versinken und komplett den Verstand zu verlieren siehst du in der folgenden Aufschlüsselung.
Das Wichtigste auf einen Blick: 7 Monate, 50+ Rezepte, 9 Wochen reine Produktion
Phase 1: Die Vorbereitung
1. Themenanfrage vom Verlag (Woche 1)
Von der initialen Anfrage des Verlages bis zur unverbindlichen Zusage habe ich mir eine Nacht Zeit gelassen um darüber zu schlafen. Ich wollte voll und ganz hinter dem Projekt und dem Thema stehen. Und nachdem ich kaum ein Auge zugemacht hatte weil mir ständig Ideen, Rezepte und Sets durch den Kopf spukten, habe ich letztendlich zugesagt.
Doch eine mündliche Zusage reicht bei einem Projekt, das über mehrere Monate geht und einen entsprechenden finanziellen Aufwand bedeutet – sowohl auf Seiten der Autorin als auch der des Verlags hat – nicht.
2. Vertragsverhandlungen & Absprachen (Woche 2 + 3)
Deshalb ging es in den darauffolgenden beiden Wochen auch rein um die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit. Konkreter gesagt: Den Vertrag zwischen Verlag und Autorin (also mir). Rechte, Pflichten, Vergütung etc. – alles sollte vorab besprochen und geregelt werden, damit sich hinterher niemand ärgert oder über den Tisch gezogen fühlt.
Ob es um die Regelung für eine weitere Nutzung der Fotos und Rezepte geht, meine Vergütung als Fotografin oder als Autorin, die Beteiligung an den verkauften Büchern: Alle Vertragsunterlagen sollten aufmerksam gelesen, geprüft und auch nachverhandelt werden, wenn etwas nicht passt. Und dass ich dabei sehr gründlich war, sieht man auch in den Zeitrahmen von 2 Wochen, die ich mir hierfür Zeit genommen habe und in denen die Vertragsunterlagen mehrfach angepasst wurden, bis beide Seiten zufrieden waren.
3. Planung, Konzeption & Ideenentwicklung (Woche 4 – 6)
Die nächste Phase startete mit einem Kick-Off Meeting mit meiner Lektorin, die mich von Anfang bis Ende bei der Umsetzung des Buches begleiten sollte. Ich bekam meinen Autorenleitfaden, eine grobe Zeitplanung, Tipps aus der Praxis und stellte meine ersten Ideen für das Buch vor.
Anschließend konkretisierte ich den Zeitplan entlang der 3 wichtigsten Meilensteine: Manuskriptabgabe, Autorenkorrektur und Erscheinungstermin. So konnte ich rückwärts planen, wie viel Zeit ich tatsächlich zur Verfügung hatte.
Als nächstes standen dann die vertiefte Recherche und Ideenentwicklung an. Dazu schaute ich mit großer Freude jeden einzelnen Ghibli Film noch ein oder gleich mehrere Male an, machte mir Notizen, Zeichnungen und sammelte meine Ideen in Notizbüchern und meinem eigens dafür angelegten Pinterest-Board.
Ich schrieb zuerst jede einzelne Rezeptidee, die mir einfiel herunter und sortierte dann aus. Die Rezepte sollten eine schöne, bunte Mischung sein was die Art der Gebäcke aber auch den Schwierigkeitsgrad und Zeitaufwand angeht.
Parallel dazu feilte ich an verschiedenen Kapiteleinteilungen und dem grundsätzlichen Aufbau des Buches. Das alles sprach ich zwischendurch immer wieder mit meiner Lektorin ab.
4. Praktische Vorbereitungen (Woche 7 + 8)
In der nächsten Phase des Backbuchs ging es von der Theorie immer mehr in die Praxis. Ich sammelte Moods für die Bildsprache und stellte erste Hintergründe und Requisiten bereit. Außerdem legte ich für alle meine Rezeptideen eine separate Recherchephase ein. Ich testete außerdem bereits die ersten Rezepte und besorgte spezielle Zutaten, die es nicht in normalen Supermärkten gibt.
Auch meine Vorstellungen für die Bildsprache sowie die finale Rezepte-Liste, die ich mit einer Hand voll Back-Ups auf 55 kürzte, ging ich mit meiner Lektorin durch. Jetzt konnte es mit den ersten Fotos losgehen.

Phase 2: Die Umsetzung
5. Umsetzung von 50+ Rezepten (Woche 7 – 15)
Für die Umsetzung aller 50+ Rezepte hatte ich mir 9 Wochen Zeit gegeben. Das hieß in der Praxis also 5,6 Rezepte pro Woche. Dabei legte ich mir die wichtigsten und schwierigsten Rezepte an den Anfang – also jene Rezepte, die ich entweder ganz unbedingt im Buch haben wollte, die komplexer waren oder von denen ich nicht sicher wusste, ob sie tatsächlich auch so wie in meiner Vorstellung funktionieren würden.


Um zu evaluieren, mit welchen Rezepten ich starten sollte und welche insgesamt am wichtigsten für das Buch und am schwierigsten in der Umsetzung waren, bediente ich mich (nach einem kleinen Nervenzusammenbruch :D) einer sehr rationalen Strukturierung und Einordnung der Rezepte.
Hierfür erstellte mir Monsieur Dessert eine interaktive Tabelle. In diese konnte ich die wichtigsten Faktoren wie die Recherchearbeit im Vorfeld, meine Sicherheit bezüglich des Rezeptes, meine Sicherheit über das spätere Fotoshooting (Set-Styling etc.), Schritt-für-Schritt-Fotos oder nur Fotos des finalen Rezeptes, sowie die Bedeutung des Rezeptes für das Buch eintragen konnte. Umso höher der insgesamte Score eines Rezeptes, umso wichtiger dieses folglich und umso früher sollte es umgesetzt werden. Damit hatte ich einen klaren Plan zur Hand und hatte jederzeit einen konkreten Überblick über meinen Fortschritt und die verbleibenden Aufgaben.
Später nutze ich die gleiche Tabelle außerdem um festzuhalten, welche Rezepttexte und Anleser bereits geschrieben und lektoriert waren und welche Fotos ich bereits fertig bearbeitet hatte.

Woche 1 begann also mit Kikis Brotkranz, dem Katzenbus-Kastenkuchen, der falschen Heringspastete und den Calcifer Feuer Keksen.
Am Wochenende zuvor erstellte ich mir in den Umsetzungswochen immer die Einkaufsliste für die anstehenden Rezepte. Montags kaufte ich ein und stellte mir bereits die ersten Hintergründe und Requisiten für die Woche bereit. Dann wurden die Rezepte nacheinander zubereitet und fotografiert. Die Fotos bearbeitete ich bereits einmal grob und fällte eine erste grobe Auswahl. Alle Rezepte wurden haargenau dokumentiert und archiviert, was mir später beim Verfassen des Manuskriptes Zeit sparte.
Teilweise musste ich Rezepte mehrfach zubereiten, bis sie mir geschmacklich und optisch 100% gefielen. Deshalb sollte man sich die Umsetzungswochen auch nicht zu voll knallen und Zeit für Wiederholungen einplanen.
Auf den folgenden beiden Fotos seht ihr einmal den ersten Versuch meiner Kashira-Matcha-Dangos und einmal das finale Rezept, wie es auch im Buch enthalten ist. Dazwischen lagen vier Versuche und ein durch ein umgefallenen Wasserglas zerstörter Laptop.



Zeitplan in Wochen:
- Woche 1: 4 Rezepte
- Woche 2: 7 Rezepte
- Woche 3: 4 Rezepte
- Woche 4: 7 Rezepte
- Woche 5: 6 Rezepte
- Woche 6: 7 Rezepte
- Woche 7: 7 Rezepte
- Woche 8: 7 Rezepte
- Woche 9: 2 Rezepte
Die letzte Produktions-Woche ließ mir mit nur 2 geplanten Rezepten ausreichend Zeit, um das ein oder andere Rezept noch einmal zu testen, zu verfeinern oder erneut zu fotografieren.
Um immer weiter am Ball und motiviert zu bleiben, hatte ich eine kleine digitale Anzeige, auf der ich jederzeit den aktuellen Stand ablesen konnte: Wie viele Rezepte und damit Prozente des Buches waren bereits umgesetzt und wie viele standen noch aus?




6. Texte schreiben (Woche 16)
Das Schreiben der Texte sollte auf keinen Fall unterschätzt werden. Nach der Umsetzung der Rezepte mussten nämlich noch einmal alle Rezepttexte entsprechend des Autorenleitfadens rein geschrieben werden. Außerdem verfasste ich für jedes der 50+ Rezepte einen Einleitungstext der zwischen 1 und 3 Absätzen lang war.
Zusätzlich entschied ich mich dazu, für jedes der 5 Kapitel eine Einleitung zu schreiben. Daneben kamen noch Texte dazu wie: Widmung, Einleitung, Über die Autorin, Danke, Getränke zu den Filmen und eine kleine Kunde japanischer Speisen. All das brauchte Zeit für die Recherche, das Schreiben sowie das Lektorieren.



7. Finale Bildbearbeitung (Woche 17)
Nach all dem Texte schreiben ging ich in Woche 17 meine grobe Auswahl der Fotos noch einmal durch, brach sie auf maximal 2 Fotos pro Rezept herunter und bearbeitete sie final. In einer Mock-Up Datei, die wie meine eigene kleine Version des späteren Buches war, fügte ich die Fotos und Kapitel in der für mich gewünschten Reihenfolge zusammen. Ich schaute mir dabei den Fluss der Rezepte innerhalb der Kapitel und der Kapitel innerhalb des Buches an, brachte die Rezepte und Kapitel in die richtige Reihenfolge und wählte die finalen Fotos aus.

8. Manuskript erstellen & lektorieren (Woche 18)
Nachdem alle einzelnen Texte von mir fertig geschrieben und auf Rechtschreib- und Grammatikfehler hin überprüft waren, setzte ich sie in der finalen Manuskript-Datei zusammen. Diese hat – je nach Verlag – bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen.
Manuskript-Abgabe (Woche 19)
Am Montag von Woche 19 war es dann soweit und ich gab mein Manuskript sowie die Fotos für das Buch beim Verlag ab. Anschließend wurden alle Texte noch einmal von meiner Lektorin geprüft. Die Grafikabteilung des Verlages setzte Fotos, Texte und Grafiken danach in das Layout ein.
Verschnaufpause (Woche 20)
Währenddessen konnte ich einmal etwas Verschnaufen und mir eine Woche Pause von der Arbeit am Buch gönnen.
Phase 3: Nachbearbeitung & Marketing
Marketing (ab Woche 21)
Man kann kein Backbuch veröffentlichen, ohne in irgendeiner Form Werbung und Marketing dafür zu machen. Denn: Wenn niemand davon weiß, wird es auch niemand kaufen. Deshalb ging es als nächstes auch schon direkt mit dem Marketing und damit der Bewerbung des Buches weiter. Auch wenn das Backbuch an sich noch gar nicht fertig, geschweige denn gedruckt und veröffentlicht war.
Den Startschuss hierfür machte ein Post mit meinem Buch-Cover Reveal.
Autorenkorrektur (Woche 23)
Bevor das Buch in die Produktion ging, hatte ich zwischendurch eine Woche Zeit für die sogenannte Autorenkorrektur. Hier prüft man als Autor eine Vorschau des Buches. Ich ging alle Rezept- und Anlesertexte noch einmal auf ihre inhaltliche Richtigkeit durch, korrigierte letzte Rechtschreibfehler und überprüfe Bilder und Bildausschnitte.
Freigabe zum Druck & Produktion (ab Woche 25)
Nach der Rückmeldung der Autorenkorrektur und der Anpassung und Fertigstellung der Druckdatei ging das Buch dann in die Produktion. Da es hierbei immer auch einmal zu Verzögerungen kommen kann, war ein bequemer Zeitpuffer eingebaut.

Veröffentlichung / Erscheinungstermin (Woche 33)
Am 14.10.2025 wurde »Das inoffizielle Ghibli Backbuch« schließlich veröffentlicht. Von hieran übernahm dann auch der Verlag den Großteil des Marketings, verschickte Infos und Rezensionsexemplare an Pressevertreter, Buchhandlungen und Blogger und stellte das Buch auf der Buchmesse in Frankfurt vor und aus.
Einen Tag später stieg ich zusammen mit meinem Buch in den Flieger nach Japan. Der Ghibli Park in Nagoya und das Ghibli Museum in Tokyo warteten auf unseren Besuch.

Was ich bei meinem ersten Backbuch gelernt habe:
- Alles dauert länger als man denkt.
- Es ist immer gut einen Puffer einzuplanen.
- Pausen machen ist wichtig.
- Eine realistische Planung ist das A und O.
- Auf manche Dinge hat man keinen Einfluss.
- Im Zweifel: Weitermachen.
Ich hoffe, dir haben meine Erfahrungen und Tipps zum Backbuch veröffentlichen geholfen. Das inoffizielle Ghibli Backbuch ist übrigens in allen Buchhandlungen Online und Vorort bestellbar.
Planst du dein eigenes Backbuch oder hast noch mehr Fragen zum Thema Backbuch veröffentlichen? Dann lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!
Eure Eva aka Madame Dessert
