Mit den letzten Herbstsonnenstrahlen ging es für uns noch einmal ein Wochenende in das schöne Hamburg. Im Mittelpunkt unseres Kurzurlaubs stand eine kulinarische Stadtführung durch den Stadtteil Eimsbüttel, zu der ich von eat the world eingeladen wurde (Herzlichen Dank dafür!). Heute zeige ich euch hier meine persönlichen Perlen dieser Tour durch das ehemalige Lustdorf und welche kulinarisch-kulturellen Highlights in der Wiege des Hamburger Hip-Hops sonst noch auf euch warten.
Die Geschichte Eimsbüttels – Vom Lustdorf zur Wiege des Hamburger Hip-Hops
Seit rund 800 Jahren gibt es das damals als eines der kleinsten Dörfer geltende Fleckchen Eimsbüttel nun schon. Damals lag es allerdings noch vor den Toren Hamburgs und anstelle von Stadtvillen gab es hier lediglich Äcker und Felder. Im vierzehnten Jahrhundert von Nonnen aufgekauft, wuchs es über die Jahrzehnte hinweg durch die zunehmende Bebauung mit prunkvollen Herren- und Landsitzen zu einem wahren Lustdorf heran. Im Jahr 1813 kam dieser rasante Aufstieg Eimsbüttels jedoch zunächst zu einem abrupten Ende, als die Franzosen es während des Krieges dem Erdboden gleichmachten und an seiner Stelle eine Glacis errichteten. Lediglich ein einziger Hof, der Heußhof bzw. Holzhof, an dem auch unsere Route vorbeiging, blieb verschont und überstand die harten Kriegsjahre.
All dies verhinderte das stetige Wachstum des kleinen Eimsbüttels jedoch nicht und so wurde es 1874 schließlich in die Hansestadt Hamburg eingemeindet. Mittlerweile ist Eimsbüttel der am zweitdichtesten besiedelte Stadtteil und setzt sich gemeinsam mit acht weiteren Stadtteilen zum namensgleichen Bezirk Eimsbüttel zusammen.
Besonders hervorgestochen ist Eimsbüttel in unserer Zeit vor allem durch das Hip-Hop Label »Eimsbush«, das 1997 von Hip-Hopper Jan Delay (bürgerlich Jan Eißfeldt; geboren in Hamburg-Eppendorf) gegründet wurde. In seinem Umfeld existierte bis etwa 2002 ein Zusammenschluss verschiedener Hip-Hopper, wie der »Mongo Clikke« rund um die Absoluten Beginner, Samy Deluxe, Ferris MC, Fünf Sterne Deluxe, Das Bo und Eins Zwo. Doch auch nachdem das Eißfeldt-Label 2003 Insolvenz anmeldete, brodelte der Hip-Hop in der Hansestadt weiter.
Erst im Sommer diesen Jahres meldeten sich die Beginner mit ihrem neuen Album »Advanced Chemistry« aus ihrem 13 Jahre dauernden Schönheitsschlaf zurück. Die erste Single-Auskopplung »Ahnma« ist seitdem Stadtgespräch und war auch während meines Hamburgbesuches Thema Nummer 1.
Haben euch all diese Informationen auch so hungrig gemacht wie mich?
Na dann, kommt, wir gehen was essen!
Eine kulinarische Stadtführung: »Kommt, wir gehen was essen!«
Auf unserer Tour durch Eimsbüttel konzentrierten wir uns vor allem auf das Herz des Viertels. Dieses pocht besonders laut zwischen Osterstraße und Eppendorfer Weg. Hier findet man viele kleinere und größere Cafés, Restaurants und Bars mit je nur ein paar Metern Fußweg dazwischen. Und so spazierten wir von einer Leckerei zur nächsten, während wir mehr über Geschichte, Gebäude und Gestalten aus Eimsbüttel erfuhren. Aber kein Satz bleib mir an diesem wunderschönen Nachmittag im spätsommerlichen Hamburg wohl so im Ohr wie: »Kommt, wir gehen was essen!«
3 Stunden, 7 Kostproben – Ein kulinarisches Speeddating
Was mir besonders gut an unserer Tour gefallen hat, ist, dass man die Chance bekommt, viele Cafés, Restaurants und Läden einer Stadt oder eines Viertels in kurzer Zeit kennenzulernen. Dabei kann man nicht nur einen Blick in Angebot und Karte werfen und durch die Kostproben »auf den Geschmack« kommen, man bekommt auch generell ein Gefühl für diesen Ort: Was macht das Viertel aus? Welche Läden gibt es hier? Welche Geschichten stecken dahinter?
Es ist, als würde man versuchen, die kulinarische Identität des Viertels zu erschmecken. Welche Leckereien werden angeboten? Welche Produkte werden benutzt? Wie werden sie zubereitet oder präsentiert? Und ganz nebenbei erfährt man – quasi im Vorbeigehen – immer wieder interessante Details zur Historie des Stadtteils. So haben sowohl Genussmenschen, als auch Geschichtsinteressierte einen spannenden Nachmittag.
Damit ich aber nicht nur mit Worten schwärme, sondern ihr auch ein paar visuelle Leckerbissen der Tour erhaltet, zeige ich euch jetzt die kulinarischen Schmankerl.
Das Brüdigams – Exzentrik zwischen Kochbüchern und Designerstücken
Der Besuch im Brüdigams war eines meiner persönlichen Highlights unserer Tour. Nicht zuletzt aufgrund des Inhabers und Kochs Frank Brüdigam selbst, der uns persönlich mit Hut und Zigarre vor seinem Restaurant empfing. Frank Brüdigam liebt das Reisen, Kochbücher, Vintage Möbel und Sammlerstücke. Aber vor allem liebt er gutes Essen. In seinem Restaurant findet man eine Fusion all dieser Leidenschaften. Es ist, als würde man direkt in sein Herz sehen. Eine Transparenz und Offenheit, die auch durch die Glasscheibe zwischen Gastraum und Küche gelebt wird.
Brüdigam, der im Londoner Kensington Park Hotel bereits für Lady Diana kochte und 14 Jahre für das Casino auf Kampnagel verantwortlich war, pflegt in seinem Restaurant eine gehobene Bistroküche. Hier kann man abends oder zum Mittagstisch zwischen seinen mehr als 4000 Kochbüchern und anderen ausgefallenen Designerstücken regionale, saisonale Küche am Puls der Zeit erleben. Definitiv einen Besuch wert und während des Mittagstisches auch für den »normalen« Geldbeutel erschwinglich.
Willi sagt Ja!
Bei diesem schicken Herrn mit Fliege handelt es sich um Konditormeister und Inhaber von »Willis Cakes«, Willi Bahlmann. Aber Willi kommt nicht an jedem Tag in Hemd und Fliege in sein winziges Souterrain-Café, nein! Willi ist seit unserem Tag in Hamburg frisch gebackener Ehemann. Trotz Hochzeitswahnsinns kredenzte er uns nach seiner standesamtlichen Trauung in seinem kleinen Café-Garten gut gelaunt und mit einem Lächeln auf den Lippen feinste Tartelettes und ein Dutzend »Verlängerter«.
Wenn er gerade einmal nicht vor dem Standesbeamten steht, serviert er in seinem Café wöchentlich wechselnde Leckereien. Torten, Tartes, Macarons, Pralinen, handgeschöpfte Schokoladen, Nussaufstriche, Kekse, Plätzchen … Ja, ich will!
Dabei kombiniert er traditionelles Handwerk mit einem modernen Sinn für Qualität, Rohstoffe und Geschmack. Bei Willi ist übrigens alles Bio! Seine Eier stammen aus biologischer Freilandhaltung, seine Schokolade ausschließlich aus Ökoanbaubetrieben und auch sein Obst ist Bio und möglichst frisch aus der Region. Damit ist Willis Cakes eine der zwei einzigen zertifizierten Bio-Konditoreien in Hamburg.
Damit sind wir auch schon am Ende meiner Tour angelangt. Ich hoffe, euch hat meine kleine kulinarische Stadtführung durch Hamburg Eimsbüttel gefallen und ihr habt Inspirationen für euren nächsten Hamburgbesuch bekommen. Hinterlasst mir gerne einen Kommentar zum Beitrag weiter unten oder schreibt mir eine Nachricht. Vielleicht habt ihr ja auch selbst Lust, einmal an einer eat the world Tour durch Hamburg oder eine der anderen Städte im Programm teilzunehmen.
In welcher Stadt würdet ihr denn gerne einmal eine kulinarische Stadtführung machen?
Sonnige Grüße schickt euch,
Eure Madame Dessert